Sprache auswählen

header praxis suchtmedizin1200

Interaktionen Medikamente und Alkohol

Einleitung

  • Es ist von Bedeutung, ob regelmässig oder gelegentlich Alkohol konsumiert wird
  • Wer mehrere Medikamente einnimmt, hat grundsätzlich ein grösseres Risiko, dass Interaktionen auftreten

Mechanismen

  • Zentralnervöse Dämpfung
    • Bei Sedativa/Anxiolytika, Schlafmitteln, Antidepressiva mit sedierender Wirkung, Antihistaminika, Antipsychotika, Antiepileptika, und Opioide wird die sedierende Wirkung verstärkt
    • Schon moderate Dosen Alkohol können im Strassenverkehr schwerwiegende Folgen haben. Auch unterhalb der in der Schweiz geltenden Promillegrenze von 0.5‰ kann es zu einer Verlängerung der Reaktionszeit kommen
    • Besonders schwerwiegend ist Alkoholkonsum in Kombination mit Medikamenten und Substanzen mit atemdepressiver Wirkung (Benzodiazepine, Opioide, Distraneurin®); es handelt sich nicht um eine additive, sondern um eine sich wechselseitig potenzierende Wirkung, die in Bezug auf die Schwere kaum abschätzbar ist und bis zum Tode führen kann
  • Magenschleimhautläsionen
    • Sowohl Alkohol wie auch Salicylsäure und nicht-steroidale Antirheumatika können Magenschleimhautläsionen verursachen. Wahrscheinlich ist die Wirkung additiv. Die Interaktion ist zwar schlecht dokumentiert, trotzdem sollte daran gedacht werden.
  • Magenmotilität
    • Initial wird im Magen Alkohol rasch resorbiert, später erfolgt die Resorption relativ langsam auch wenn die Alkoholkonzentration des konsumierten Getränks hoch ist. Im Dünndarm wird der Alkohol allgemein sehr rasch resorbiert. Alle Medikamente, welche die Magenentleerung beschleunigen, können zu einem rasch ansteigenden Alkoholspiegel führen (z.B. Motilium®, Paspertin® und Erythromycin).
  • Gastrischer "First-Pass"-Stoffwechsel
    • Der Alkohol wird teilweise in der Magenschleimhaut durch die Alkoholdehydrogenase (ADH) abgebaut. Medikamente welche ADH blockieren, können den Blutalkoholspiegel möglicherweise erhöhen (z.B. Ranitidin = Zantic>® und Acetylsalicylsäure). Dieser Mechanismus ist umstritten, vorsichtiger ist es, bei der Einnahme obiger Medikamente diesem Mechanismus Rechnung zu tragen.
  • Gastrointestinale Durchblutung
    • Wird Alkohol zusammen mit Acetylsalicylsäure (ASS) auf den leeren Magen getrunken bzw. eingenommen, erhöht sich die Resorption um 26%. Die erhöhte Resorption beruht auf einer gesteigerten Durchblutung der Magenschleimhaut in der Verdauungsphase.
  • Hepatischer Stoffwechsel
    • Von Bedeutung ist vor allen CYP2E1, dass auch beim Abbau verschiedener Medikamente eine Rolle spielt, z.B. Isoniacide, Paracetamol
      • Dieses Isoenzym wird durch regelmässigen Alkoholkonsum induziert. Dadurch wird sowohl der Alkoholabbau als auch der Abbau dieser Medikamente erhöht. Dies besonders dann, wenn bei vorübergehender Alkoholabstinenz das Enzym voll für den Abbau der Medikamente zur Verfügung steht. Die toxischen Auswirkungen von Paracetamol beruhen auf diesem Mechanismus.
      • CYP2E1 kann reaktive Sauerstoff-Intermediärprodukte mit toxischen Eigenschaften erzeugen, z.B. industrielle Lösungsmittel zu toxischen Metaboliten. Die hepatozelluläre Toxizität von Methotrexat wird wahrscheinlich durch die alkoholinduzierte CYP2E1 Aktivität verstärkt.
  • Disulfiram-Reaktion
    • Das beim Abbau von Alkohol entstehende Acetaldehyd ist hoch toxisch. Normalerweise wird es durch die mitochondriale Aldehyddehydrogenase rasch abgebaut. Bei chronischem Alkoholmissbrauch ist aber die Aktivität des Enzyms reduziert.
    • Verschiedene Medikamente, welche die Enzymaktivität reduzieren, können daher bei Alkoholikern eine Dislufiram-Reaktion auslösen:
      • Zum Beispiel:
        • Mandokef® (Metronidazol)

Auf Grund von Tierversuchen muss angenommen werden, dass Alkohol in Kombination mit metforminhaltigen Antidiabetika das Laktat/Pyruvat-Verhältnis ungünstig beeinflusst und dadurch das Risiko einer Laktatazidose erhöht, wie auch das Hypoglykämie-Risiko.

 

Impressum

    • Initial wird im Magen Alkohol rasch resorbiert, später erfolgt die Resorption relativ langsam auch wenn die Alkoholkonzentration des konsumierten Getränks hoch ist. Im Dünndarm wird der Alkohol allgemein sehr rasch resorbiert. Alle Medikamente, welche die Magenentleerung beschleunigen, können den Blutalkoholspiegel erhöhen (z.B. Motilium®, Paspertin® und Erythromycin).