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Freizeitdrogenkonsum

Einleitung

  • Unter dem Begriff Freizeitdrogenkonsum wird jegliche Art des Konsums von legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen verstanden, der gelegentlich oder regelmässig in der Freizeit stattfindet und sich damit vom abhängigen Konsum abgrenzt.
  • Freizeitdrogenkonsum ist aus dem in der englischsprachigen Literatur verwendeten Begriff „recreational use“ abgeleitet.
  • Die dem Freizeitdrogenkonsum zugrundeliegenden Motive und Konsumgewohnheiten sind individuell verschieden. Während beim erstmaligen vor allem die Neugierde auf die Substanz und deren Wirkung im Vordergrund stehen, kommt beim wiederholten Konsum die Funktionalität des Wirkspektrums zum Tragen. Wenn die Effekte des Konsums als positiv bewertet werden und gegenüber den negativen Konsequenzen überwiegen, wird der Konsum fortgeführt.
  • Freizeitdrogenkonsum kann dem Abschalten und der Entspannung nach Stress am Arbeitsplatz oder in der Ausbildung dienen oder dazu beitragen, dass positiv bewertete Erlebnisse, wie zum Beispiel Party feiern, intensiviert wahrgenommen und in der Erinnerung verfestigt werden.
  • Auch wenn sich der gelegentliche Konsum von legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen meist nicht unmittelbar negativ auf das gesellschaftliche Leben der Konsumierenden auswirkt, kommt es in seltenen Fällen vor, dass Freizeitdrogenkonsumierende in den abhängigen Konsum rutschen, die Kontrolle über ihren Konsum gänzlich verlieren und der Drogenkonsum nicht mehr Mittel zum Zweck, sondern alleiniges Ziel wird.
  • Schätzungsweise 5%-6% der Kokainkonsumierenden werden abhängig während dem ersten Jahr des Konsums, auf 10 Jahre nach dem Erstgebrauch gesehen sind dies bei Kokain 15%-16%, bei Alkohol 12%-13% und bei Cannabis 8% (Wagner & Anthony, 2002).
  • Neben dem Abhängigkeitspotential ist auch bekannt, dass die Gesundheit der Konsumierenden durch Drogenmissbrauch stark beeinträchtigt werden kann
  • Freizeitdrogenkonsumierende weisen meist ein kleines Problembewusstsein auf und können ihren Konsum gut vor Mitmenschen und auch vor sich selbst rechtfertigen, wobei der risikoarme Freizeitdrogenkonsum tatsächlich Realität sein kann; umso wichtiger ist es, dass Freizeitdrogenkonsumierende möglichst selektiv, angepasst an ihre tatsächliche Konsumsituation, Unterstützung erhalten.
  • Auch bei einem seltenen, nicht abhängigen Substanzkonsum besteht immer das Risiko für Überdosierungen und/oder akuten Intoxikationen.
Risikoarm Risikokonsum Erhöhter Risikokonsum Sehr hohes Risiko/Abhängigkeit
Seltener Konsum einzelner Substanzen Sporadischer Konsum einzelner Substanzen, teilweise Mischkonsum Mindestens monatlicher Konsum einzelner Substanzen, regelmässiger Mischkonsum Mindestens wöchentlichen Konsum einzelner Substanzen, Mischkonsum
Informations-vermittlung, Safer Use, Drug Checking Informations-vermittlung, Safer Use, Drug Checking, weiterführende Beratung Informations-vermittlung, Safer Use, Drug Checking, Weiterführende Beratung, Konsum Stabilisierung, allenfalls Reduktion Informations-vermittlung,
Safer Use,
Drug Checking, Weiterführende Beratung, Konsum Stabilisierung, bestenfalls Reduktion
Hinweis auf Informationswebseiten Hinweis auf Informationswebseiten, spezifische Beratungsangebot Triage an spezifischer Beratungsstelle, Nutzen von Konsumreduktions-tools Triage an spezialisiertes therapeutisches Angebot

Verbreitung

  • Zu den wichtigen Quellen der Prävalenzforschung / des Substanzmonitorings gehören neben dem Schweizer Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM), die Global Drug Survey und vor allem die Befragung von Angebotsnutzerinnen und -nutzern aus dem Bereich der Partydrogenprävention:
    • Global Drug Survey ist eine nicht repräsentative, zielgruppenorientierte Onlinebefragung und wird in der Schweiz jeweils in Zusammenarbeit mit 20min und Watson Online und diversen szenenrelevanten Webseiten durchgeführt
    • Nutzerinnen und Nutzer von Angeboten aus dem Bereich der Partydrogenprävention (wie z.B. saferparty.ch oder raveitsafe.ch); diese nicht repräsentativen Zahlen basieren auf der Auswertung von Fragebögen, welche im Rahmen eines Nightlife Präventionsangebotes oder online ausgefüllt worden sind
    • Typische Angebote sind das mobile Drug Checking, Infostand, Chill-Out und Drogeninformationszentren/ ambulante Drug-Checking-Angebote; diese Zahlen bieten einen interessanten Einblick in die Konsumgewohnheiten einer eher drogenaffinen Population. Daraus lassen sich Trends und Rückschlüsse auf die Verbreitung eher exotischer Substanzen ziehen. Die Erhebung (Auswertung 2020) wird koordiniert durch Infodrog.

Quelle: Wagner, F. A., & Anthony, J. C. (2002). From first drug use to drug dependence; developmental periods of risk for dependence upon marijuana, cocaine, and alcohol. Neuropsychopharmacology: Official Publication of the American College of Neuropsychopharmacology, 26(4), 479–88. doi:10.1016/S0893-133X(01)00367-0

 

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